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| 17.09.2024 | by Ninon | SPONSORED

Was deine Frauenärzt:in dir immer schon sagen wollte

Stell dir vor, es gäbe eine Impfung, die bestimmten infektionsbedingten Krebserkrankungen vorbeugen könnte. Und jetzt stell dir vor, dass trotzdem nur rund die Hälfte aller Mädchen (und noch weit weniger Jungen) 2020 vollständig geimpft waren.

Kannst du dir nicht vorstellen? Ist aber die Realität. Denn: Infektionen mit HPV (Humane Papillomaviren) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen und können schwerwiegende Gesundheitsprobleme wie Gebärmutterhalskrebs verursachen. Rund die Hälfte (!) aller infektionsbedingten Krebserkrankungen in den entwickelten Ländern stehen im Zusammenhang mit Humanen Papillomviren (HPV).

Aber während die Impfquoten für die HPV– Schutzimpfung in einigen Ländern längst bei über 90 Prozent sind, lag diese bei 15-jährigen Mädchen in Deutschland 2020 immer noch bei nur 54% (bei Jungen sah es mit 17% nochmal deutlich schlechter aus) für eine vollständige Impfung.

Wir wollten wissen, warum die Impfung, die buchstäblich Leben verändern kann, immer noch zu wenig wahrgenommen wird und haben im Rahmen unserer Aufklärungskampagne mit der Initiative „ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs“ die renommierte Frauenärztin Frau Dr. Mattern aus Berlin dazu befragt:

Frau Dr. Mattern, brauche ich die HPV-Impfung wirklich?

„Die Impfung ist extrem wichtig. Infektionen mit dem HP-Virus sind in der gynäkologischen Praxis ein bedeutendes Thema. Meist heilen die Infektionen von alleine ohne gesundheitliche Probleme wieder ab. Dauerhafte Infektionen können aber das Risiko für Gebärmutterhalskrebs und dessen Vorstufen deutlich erhöhen. Unser Auftrag ist geeignete Präventionsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen und die Impfung ist der wichtigste Beitrag dazu.“

Ich habe gehört, dass wir ohnehin alle infiziert sind.

„Man muss unterscheiden zwischen den Infektionstypen: Gewisse HPV-Typen sind zu 90 Prozent für die Verursachung von Genitalwarzen verantwortlich. Diese gutartigen Wucherungen im Genitalbereich kommen sehr häufig vor und werden meist als sehr störend von Betroffenen wahrgenommen. Anders sieht es bei HPV-Typen aus, die als krebsauslösend gelten.

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2010/2011 hat gezeigt, dass in Deutschland 35% der Frauen im Alter von 20-25 Jahren mit einem krebsauslösenden HPV-Typen infiziert sind. Wichtig: Selbst wenn es schon zu einer HPV-Infektion gekommen ist, kann die Impfung trotzdem noch einen Schutz vor den anderen im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen bieten, mit denen man noch nicht infiziert ist.

Meine Freundin sagt, es ist zu spät für die HPV-Impfung. Stimmt das?

„Je jünger geimpft wird, desto besser ist die Immunantwort auf die Impfung und die Wahrscheinlichkeit gering, dass man sich bereits angesteckt hat. Es gibt aber Hinweise darauf, dass man auch in einem höheren Alter noch von der Impfung individuell profitieren kann. Mittlerweile übernehmen viele Krankenkassen auch bei PatientInnen über 18 die Kosten für eine Impfung. Eine Impfung kann in vielen Fällen auch in höherem Alter individuell sehr sinnvoll sein!“

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Impfung?

„Man muss sich ansehen, in welchem Alter die jungen Mädchen sexuell aktiv sind. Unter den 14- und 15-Jährigen hat die Mehrheit der Jugendlichen bereits erste sexuelle Erfahrungen gesammelt.

Die STIKO empfiehlt die Impfung im Alter von 9 bis 14 Jahren! Versäumte Impfungen können bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden. Aber auch danach kann die Impfung individuell noch sinnvoll sein! Denn sexuell aktive Männer und Frauen sind unabhängig von ihrem Alter oder Beziehungsstatus anfällig für HPV-Infektionen und ggf. daraus resultierende Erkrankungen.

Übrigens: Um eine Herden-Immunität zu erreichen, müssen wir Jungen und Mädchen impfen. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert neben einer hohen Rate an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen mit HPV-Tests und der Therapie von bereits Erkrankten, dass 90 Prozent der Mädchen bis zu einem Alter von 15 Jahren bis 2030 vollständig gegen HPV geimpft sind, um Gebärmutterhalskrebs eines Tages aus der Welt schaffen zu können.

"Besonders aufmerksam muss man bei einem dauerhaft positiven HPV-Ergebnis sein"

Dr. Nicole Mattern

Welche Maßnahmen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs gibt es?

Um Krebs zu erkennen, bevor er überhaupt entsteht oder es zu Beschwerden kommt, sind Krebsfrüherkennungsuntersuchungen sehr wichtig. Zum einen gibt es den sog. „Pap-Test“, ein Zellabstrich vom Gebärmutterhals, der Zellveränderungen am Gebärmutterhals aufspüren kann. Er gehört zu den wichtigsten frauenärztlichen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung, da damit die Chancen steigen, Krebsvorstufen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln – noch bevor der Krebs überhaupt entsteht.

Neben dieser Untersuchung gibt es noch den „HPV-Test“, der zeigt, ob eine Frau am Gebärmutterhals mit HP-Viren infiziert ist und daher ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs besteht.

Was passiert, wenn mein HPV-Test-Ergebnis positiv ist?

„Das bedeutet ja erstmal „nur“, dass eine HPV-Infektion vorliegt und daher ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs besteht. Er kann Zellveränderungen aber nicht erkennen. Vom Ergebnis des HPV-Tests und der Auswertung des PAP-Abstrichs hängt ab, ob eventuell weitere Untersuchungen nötig sind. Wichtig: Ein auffälliges Ergebnis des Pap-Tests ist aber noch keine Krebsdiagnose. Meist ist unser Immunsystem selbst in der Lage, das HP-Virus zu bekämpfen. Je nach HPV-Typ und Verlauf gibt es verschiedene Vorgehensweisen.

Das Testergebnis PAP I bedeutet zunächst, dass die Zellen normal und gesund sind. In diesen Fällen verfährt man weiter mit regelmäßigen Routineuntersuchungen: für Frauen unter 35 Jahren nach einem Jahr, für Frauen ab 35 nach drei Jahren. Ab einem Ergebnis von PAP II bis PAP V sind zunehmend Zellveränderungen erkennbar. Je nach Ergebnis des Pap-Abstrichs können in kurzfristigeren Abständen weitere Kontrolluntersuchungen nötig sein oder eine Kolposkopie, eine sog. Gebärmutterhalsspiegelung, zur Erkennung von Erkrankungen des Gebärmutterhalses und Früherkennung von Gebärutterhalskrebs.

Das kann psychisch natürlich sehr belastend sein. Besonders aufmerksam müssen wir bei einem dauerhaft positiven HPV-Testergebnis sein. Da ist die regelmäßige Kontrolle unglaublich wichtig!“

Kann ich als Betroffene sonst noch etwas tun?

„Absolut. Sie können Ihr Immunsystem unterstützen. Heißt im Klartext: Auf die Ernährung achten, Nikotin und Stress meiden. Lifestyle-Faktoren spielen auch eine Rolle!“

Nehmen wir an, ich wurde positiv auf HPV getestet. Heißt das, dass mein Freund mich betrogen hat?

„Nein, eine Ansteckung mit HP-Viren kann bereits lange her sein, bevor sich Symptome zeigen. Deshalb ist eine HPV-Infektion in der Regel kein Zeichen für Untreue.“

Welche Symptome hat man, wenn man HPV positiv ist?

Das ist ja das Tückische: erstmal keine! Genau deshalb sollte die Vorsorge immer von Frauenärztinnen und Frauenärzten durchgeführt werden – und zwar regelmäßig.“

"Das Tückische ist, dass man erstmal keine Symptome hat!"

Dr. Nicole Mattern

Auch in puncto Vorsorge besteht noch Verbesserungsbedarf (laut AOK).

„Frauen ab 35 bekommen einen Brief von der Krankenkasse, in dem steht, dass sie ab dem Alter von 35 Jahren alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung (Ko-Testung) bestehend aus Pap- Abstrich und einem HPV-Test in Anspruch nehmen können. Da denken viele Frauen: „Super, alle 3 Jahre zur Vorsorge!“ Die wenigsten lesen den Brief bis zum Ende durch, das ist ein großes Problem und bedingt letztendlich die ausbaufähige Vorsorgequote. Zur Klarstellung: Die gynäkologische Vorsorge-Untersuchung soll JÄHRLICH durchgeführt werden!

Ich habe in Berlin den „Tag der offenen Vorsorgetür“ ins Leben gerufen, da konnten Frauen in den teilnehmenden Praxen berlinweit an einem extra hierzu geöffneten Wochenende das ist sehr gut angekommen. Mein Ziel wäre ein nationaler Tag der Vorsorge.“

Und wo sehen Sie den Grund für die niedrige HPV-Impfquote?

„Manche Eltern denken: „Da geht es um Geschlechtskrankheiten, mein Kind ist doch noch viel zu klein!“ Oder: „Nach der Impfung hat mein Kind Sex!“ Auch kulturelle Unterschiede spielen da eine große Rolle.

Da muss ganz viel Aufklärung, gerade auch an Schulen betrieben werden. Junge Menschen müssen frühzeitig über die Risiken informiert und zur HPV-Impfung sowie regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ermutigt werden. Nur durch Wissen können wir die Gesundheit der nächsten Generation schützen.

Die Bemühungen sind da, “ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs.” setzt sich dabei sehr ein, am Ende brauchen wir einfach deutlich mehr Awareness für Frauengesundheit!. Ich hoffe, dass sich das angesichts der Zahlen ändert.“

Welche Botschaft würden Sie jungen Erwachsenen mit auf den Weg geben, um sich aktiv um ihre sexuelle Gesundheit zu kümmern?

„Nehmt eure sexuelle Gesundheit ernst und vertraut nicht blindlings auf Inhalte in den sozialen Medien. Setzt auf vertrauenswürdige Quellen und sprecht Eure Gynäkolog:in an, wenn ihr Fragen zu sexueller Gesundheit habt. STI-Diagnostik ist kein Tabuthema! Auch die HPV-Impfung ist dabei eine entscheidende Maßnahme. Kümmert euch aktiv um euren Körper – eure Gesundheit ist kostbar.“

Vielen Dank für das Gespräch.