| 12.04.2025 | by Alex

„Ich wollte nur meinen Führerschein machen und dann kam ich auf den Titel der Bild-Zeitung“

Insgesamt hat es mich 20 Jahre, sehr viel Geld und unglaublich viele Nerven gekostet, meine Fahrerlaubnis zu bekommen. Endlich mit meinen Kindern und meinem Hund in meinem absoluten Traum-Auto durch Hamburg cruisen zu können, ist der Hammer. Doch was DANACH passierte, ist FAST noch schöner: Dass ich mit meiner Geschichte so vielen Leuten Mut machen darf und ich mit meiner Story einen Beitrag leisten darf in der Diskussion um explodierende Kosten, den antiquierten Ablauf der praktischen Prüfung und Rekord-Durchfallquoten macht mich so stolz!

Am 25. September 2024 war es endlich so weit: Ich hielt nach unfassbaren 20 Jahren meinen Führerschein in den Händen und hatte somit zum ersten Mal die Erlaubnis, mich alleine in einem Fahrzeug fortzubewegen. Life Changing!

Noch weniger Wochen, nein eher Stunden, vor meiner achten Prüfung hätte ich das selbst nicht zu hoffen gewagt. HIER hatte ich sehr ausführlich darüber berichtet, wie lang und steinig dieser Weg tatsächlich war.

Ich bin ihn trotzdem gegangen – oder sollte ich lieber sagen gefahren? – und werde jetzt nicht nur mit der Unabhängigkeit, die ich mir so lange gewünscht habe, belohnt, sondern darf meine Geschichte auch teilen.

Egal, ob Bild, Zeit Magazin Campus, Hamburger Abendblatt oder ARD brisant, wollten alle Journalistin von mir, neben den genauen Kosten und der Anzahl der Fahrstunden, eine Sache wissen:

Warum es denn so schwer war für dich? Darauf antwortete ich immer mit einer Gegenfrage: „In welcher anderen Prüfung der Welt sitzt der Prüfer dem Prüfling im Nacken?!“

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Das könnte besser laufen

Abgesehen von diesem echt unglücklichen Prüfungsaufbau, gibt es natürlich noch einige andere Faktoren, die zu meinem mehrmaligen Versagen führten. Bevor ich diese aufzähle, muss ich einmal drei Fakten nennen, die das Thema Führerschein-Prüfung aktuell so, äh, brisant machen: Die Kosten für den Führerschein sind seit April um nochmals 5 % gestiegen und unter 5000 Euro ist aktuell wenig zu machen, die Durchfall-Quote auch bei der Theorie-Prüfung ist aktuell auf 50 % gestiegen (kennt ihr schon die App mit den Video-Fragen? Horror!) und last, but not least, in manchen Bundesländern wie Hamburg liegt die Nichtbestehen-Quote in der Praktischen Prüfung bei über 50 %. Ja, das sind harte Zahlen. I know.

Warum ich das alles erzähle? Ich möchte auch hier gerne zum Nachdenken und Umdenken anregen, denn da steckt echt verdammt viel Geld drin und nicht jeder kann dieses aufbringen. Für manche Berufsgruppen ist ein Führerschein aber zwingend erforderlich. Bye, bye Chancengleichheit. Wenn ich etwas verändern könnte, dann würde ich erstens gerne allen die Chance geben, so wie ich letztendlich, gleichzeitig Theorie und Praxis machen zu dürfen. Da verzahnen sich die Synapsen einfach nochmal ganz anders und es ist wirklich viel Erfolgsversprechender.

Zweitens wäre es eine wirklich gute Idee, mehr Prüferinnen zu engagieren, denn JA leider hatte ich von den vielen Prüfern, die ich kennenlernen durfte, auch zwei, in deren Anwesenheit ich mich mehr als unwohl gefühlt habe. Und drittens würde ich mir wünschen, dass die Prüfer sich mehr auf einheitliche Richtlinien einigen. Manch einer drückt ein Auge bei einem übersehenen Rechts vor Links zu, schreit aber „Ende“, wenn man zu spät blinkt. Ein anderer nimmt es nicht so streng mit dem Einparken, achtet aber pedantisch darauf, ob man 30 oder 32 fährt.

Ist ja alles menschlich, wenn jeder sein Steckenpferd hat. Doch für die Schüler kommt das schnell wie Willkür rüber – immerhin liegt das Bestehen oder Nicht-Bestehen komplett beim Prüfer nach dem Zwei-Augen-Prinzip und das ist natürlich schon eine große Verantwortung. Ich habe erfahren, dass es in Griechenland zumindest zeitweise das Modell gab, bei dem zwei Prüfer in der Testsituation hinten im Auto dabei saßen. Das finde ich eine super smarte Sache.

Ansonsten kann ich allen, die schon mal durchgefallen sind, wirklich nur sagen: Dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben. Irgendwann wird es klappen.

Und meine eigene Geschichte? Wenn das Ganze am Ende wenigstens dazu fährt, dass sich Führerschein-Anwärter ermutigt fühlen und wissen: Okay, so schlimm, wie bei Alex kann es bei mir ja nicht werden …“

Credits:

Henning Schaffner für Bild